Naschen erlaubt!
Am ersten Augustsonntag war es wieder soweit: Honigernte bei unseren Imkern und ich wollte unbedingt darüber schreiben und war deshalb dabei. Schon Wochen zuvor wurde das Ereignis vorbereitet. die Honigbeuten wurden aufgesetzt und einige Tage vor der Entnahme des Honigs wurden sogenannte Bienenfluchten in die Stöcke eingebracht. Leider hatte diese Maßnahme nur mäßigen Erfolg, denn die Bienen rauschten nur so ihrem entnommenen Honig hinterher, deshalb hatten wir den ganzen Tag fleißig zu tun, uns der Bienen zu erwehren, die den Honigklau gar nicht lustig fanden und somit sehr aufgeregt waren.
Aber der Reihe nach: Zunächst wurden in der Küche des Vereinshauses alle Utensilien aufgebaut, die man zum Honigschleudern braucht: natürlich als erstes die Honigschleuder, dann mehrere Wannen aus Edelstahl, auf denen Gestelle aufgebracht sind, die zum sogenannten Entdeckeln dienen. Was ist damit gemeint? Die Honigwaben verschließen die Bienen mit Wachs, damit der Honig für den Winter gut konserviert wird. Nun sind wir Menschen ja ein bisschen gemein, indem wir, bevor die Bienen ihn wieder fressen können, den Honig klauen. Diese Wachsschicht muss nun in mühevoller Handarbeit entfernt werden – aber Vorsicht : nicht zu tief hineinstechen, denn dann verschwindet zu viel Honig im Wachs. Die entdeckelten Waben stehen nun auf einem Abtropf- oder Sammelgestell und werden jeweils zu viert in die Honigschleuder eingebracht. Dann beginnt das eigentliche Schleudern: die Kurbel wird relativ zügig erst nach einer Seite, dann nach der anderen Seite gedreht, angehalten, der Deckel geöffnet und die Waben noch einmal gedreht, damit von beiden Seiten der Honig ausgeschleudert wird. Übertreiben sollte man das Ganze aber nicht, denn sonst gehen die Waben kaputt und das sollte nicht passieren, denn die Bienen verbauen die Waben im nächsten Jahr aufs neue, vorausgesetzt, im Winter kommt nicht die Wachsmotte und frisst alles weg. Nach dem Schleudern werden die Waben entnommen und wieder in die Kästen zurückgelegt. So hatten wir mit einer ganzen Menge Bienenkästen zu tun und es wurde immer später und später. Unglücklicherweise hatte auch noch die Schleuder einen kleinen Defekt, so dass die Männer ein paarmal mit Werkzeug anrücken mussten. Uns taten dann schon die Hände vom Entdeckeln weh und die Schultern wollten auch nicht mehr so richtig mitspielen in der unbequemen Haltung, aber wir waren alle miteinander tapfer und so wurden waren wir abends um 19:30 Uhr endlich, endlich fertig. Ab und zu durfte genascht werden – ganz klar, ein bisschen Entdeckelungsmotivation musste einfach sein. Dafür darf man die Wachsreste „auszutschen“ – lecker!!!!
Der Honig wurde immer wieder vorsichtig aus der Schleuder in Eimer abgelassen. Oben auf lagen Siebe verschiedener Feinheit, die eventuelle Wachsreste zurückhalten sollen. Er musste in den Eimern noch ein paar Tage stehen, damit die eingeschlossene Luft entweichen kann. Inzwischen ist er in Gläser abgefüllt, mit Etiketten versehen und wird verkauft.
Jetzt habt ihr also wieder die Gelegenheit, Honig bei unseren Imkern zu erwerben. In diesem Jahr hat er eine sehr gute Qualität, denn der Wassergehalt ist niedrig (16-18%) und er schmeckt ausgesprochen würzig – wohl von den vielen Kräutern, die in unseren Gärten gedeihen. Es gibt zwei Sorten, einmal die Frühjahrstracht, dieser Honig wurde schon Ende Mai geschleudert – und nun diesen von Anfang August – die Sommertracht.
Wer nun glaubt, dass man mit der Imkerei reich werden kann, den muss ich enttäuschen, es ist ein echtes Hobby. Man hat sehr, sehr viel Arbeit über das Jahr mit den Bienen (fast tägliche Kontrolle auf Gesundheit, Schwarmaktivität und Honigeintrag) und deren Behausungen (diese müssen gepflegt, repariert und erneuert werden). Zusätzlich ist jetzt im
Herbst die kräftige Zufütterung mit teurer Zuckerlösung unabdingbar. Das, was wir den Bienen entnommen haben (Honig), muss wieder aufgefüllt werden, damit sie den Winter überleben.
Also, unterstützt doch unsere Imker, indem ihr ab und zu mal ein Glas Honig kauft und es vielleicht an eure Freunde oder Familie verschenkt oder auf Euren Frühstückstisch stellt. Es ist echter Kleingartenhonig aus Euren Paradiesen, naturbelassen, unbehandelt und nicht erhitzt, mit allen wertvollen Inhaltsstoffen und viel Propolis, das bei Industriehonig immer entfernt wird. Bedenkt auch, dass wir niemals so gute Obsternten hätten, wenn wir die fleißigen Bienen nicht in unseren Gärten hätten.
In diesem Sinne hoffen wir auch im nächsten Jahr auf gesunde, fleißige Bienen und drücken unseren Imkern die Daumen, dass die Bienen gesund und munter bleiben.
Paul bei Honigbeutenentnahme
Ines entdeckelt
Ilona entdeckelt
Blick in die Schleuder
Anstich vom Honigfass
Ausbeute
